Слайд 2Gegenstand und Terminologie
Die Phraseologie ist die Lehre von den festen Wortverbindungen einer
Sprache, die in System und Satz Funktion und Bedeutung einzelner Wörter (Lexeme) übernehmen können.
Слайд 3Syntaktische, stilistische und semantische Vielfalt der Phraseologismen
ein rotes Tuch ein Irritationsmoment
Faule Ausreden Ausflüchte
der lachende
Dritte der Nutznießer
auf/hochfahren wie von
der Tarantel gestochen aufschrecken, sehr heftig reagieren
null Bock haben lustlos sein
ein Auge zudrücken großzügig jm etw verzeihen
baden gehen scheitern
Слайд 4Phraseologie im engeren Sinne
Phraseologismen (Phraseme, Phraseolexeme, Redewendungen oder Idiome) sind nichtsatzwertige Wortgruppen
mit unterschiedlicher syntaktischer Struktur und mehr oder weniger ausgeprägter Umdeutung der Komponenten.
Слайд 5Keine Phraseologismen
Valenzstrukturen
jm einen Brief schreiben
jm etw schenken
Funktionsverbgefüge (Streckformen des Verbs)
etw in
Gang setzen
in Gang bringen
im Gange sein
durativ in Verbindung/Beziehung stehen
inchoativ Herzklopfen bekommen, ins Rollen kommen
kausativ ins Rollen bringen, in Bewegung setzen
Слайд 6Phraseologismen oder freie Wortgruppen
Bahnhof verstehen
=>nur phraseologisch: nichts verstehen
jm den Zahn ziehen
=>frei: wörtliche
Bedeutung
=> phraseologisch: jn einer Illusion berauben
alt aussehen
=> frei: wörtliche Bedeutung
=> phras.: einen schlechten Eindruck machen
Слайд 7Aktualisierung beider Bedeutungen
Das ist mein voller Ernst", sagte die Ehefrau, als sie
gegen drei Uhr nachts ein Poltern im Treppenhaus hörte.
Слайд 8Phraseologie im weiteren Sinne
Sprichwörter und Antisprichwörter
Sprichwort
Wer A sagt, muss auch B sagen.
Antisprichwort
Wer
A sagt, muss auch die weiteren Raten zahlen.
Jedem das seine! Jedem die Seine!
Ein Unglück kommt selten allein.
Ein Zwilling kommt selten allein.
Слайд 9Phraseologie im weiteren Sinne
Sagwörter (Wellerismen)
Alter schützt vor Torheit nicht, sagte die
Greisin, und ließ sich liften.
Ausnahmen bestätigen die Regel, sagte der Weg und führte an Rom vorbei.
Слайд 10Phraseologie im weiteren Sinne
Geflügelte Worte
Vita brevis, ars longa. Das Leben ist
kurz, lang die Kunst.
Omnia vincit amor. Alles überwindet die Liebe.
Коні не винні
Караюсь, мучусь, але не каюсь.
Всякому городу нрав і права.
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Vom Winde verweht.
La dolce vita.
Im Westen nichts Neues.
Слайд 11Merkmale der Phraseologismen
Sie legte das Kind ins Bett.
Sie legte das Kind in
den Kinderwagen.
*Sie legte das Kind in die Schublade.
einen Kater haben
*eine Katze haben
die Katze aus dem Sack lassen => seine wahren Absichten offen darlegen
*die Katze aus dem Sack holen
Слайд 121. Das Kriterium der Polylexikalität
Der Phraseologismus besteht aus mindestens zwei Wörtern.
Слайд 13 2. Das Kriterium der Idiomatizität
Die Idiomatizität ist die Umdeutung, die semantische
Transformation, die die Komponenten im Phraseologismus erfahren.
Gustav hat bei seinem Vater ein Auto in der Garage.
Gustav hat bei seinem Vater einen Stein im Brett.
Слайд 14Die Interpretationsbreite
Die Mutter hat gestern Abend dem Jungen den Kopf gewaschen.
Lesart l:
Wörtliche Bedeutung:
Lesart 2: Idiomatische Bedeutung: Die Mutter hat gestern Abend den Jungen gescholten.
Tertium comparationis, ein gemeinsames Drittes.
Reinigung
Lesart l: des Haares, des Kopfes
Lesart 2: der Atmosphäre, Beseitigung der Spannung
Metapher
Слайд 15Arten der Idiomatizität
Durchsichtige Metaphorisierungen
weg vom Fenster sein – etwas verpassen; nicht dabei
sein;
jn vor die Tür setzen – jemanden entlassen / hinauswerfen
passen wie die Faust aufs Auge – nicht zusammenpassen
auf dem Teppich bleiben – realistisch denken; bei der Wahrheit bleiben;
eine lahme Ente sein – langsamer Mensch
Слайд 16Arten der Idiomatizität
b) Undurchsichtige Metaphorisierungen
einen Narren an jm gefressen haben
jemanden / etwas
sehr mögen / bevorzugen / kritiklos schätzen
alle(s) über einen Leisten schlagen
nicht differenzieren; keine Unterschiede machen; alles gleich behandeln
auf dem Holzweg sein
sich irren
Слайд 17Grade der Idiomatizität
Vollidiomatische Phraseologismen
vom Fleische fallen – abmagern
jm zu schaffen machen –
eine Last für jn sein
b) Teilidiomatische Phraseologismen
von Tuten und Blasen
keine Ahnung haben – etw nicht wissen oder können
jm etw hoch und heilig versprechen – etw fest, nachdrücklich versprechen
Mund und Nase aufsperren – als Zeichen des Erstaunens mit offenem Mund dastehen
aus der Schule plaudern – interne Dinge oder Geheimnisse ausplaudern
Слайд 18Die wichtigsten Idiomatizitätsfaktoren
grün:
Semem l grüne Farbe (ein grünes Auto)
Semem 2 unausgereift (grüne
Tomaten)
Semem 3 unreif (ein grüner Junge)
Semem 4 frisch, nicht eingesalzen (grüne Heringe)
Semem 5 roh (grüne Klöße)
Semem 6 frei (die grüne Welle)
Semem 7 umweltbewußt (grüne Politik)
Semem 8 gewogen, freundlich gesinnt (jm nicht grün sein)
Semem 9 außerhalb der Stadt lebend (grüne Witwe)
Semem 10 gleichwertig (das ist dasselbe in grün)
Слайд 19Die Vergleichsrelation der Metapher
Die Ersatzrelation der Metonymie
Bei Metonymie handelt es sich
um die Bezeichnungsübertragung zwischen Dingen und Erscheinungen aufgrund äußerer (kausaler, räumlicher, zeitlicher, substantieller und instrumentaler) Zusammenhänge.
Слайд 20Metonymie
in die Röhre gucken – fernsehen
Pars pro toto (der Teil fürs
Ganze) (Synekdoche als Sonderform der Metonymie):
(sich) seine Brötchen verdienen – den Lebensunterhalt verdienen
Totum pro parte (das Ganze für den Teil):
seine Haut zu Markte tragen – sich prostituieren
Слайд 21Idiomatizität und Konnotation
A) Die emotionalen Bedingungen des Phrasemgebrauchs
scherzhaft:
im Adamskostüm sein nackt sein
nur noch
in den Gräten hängen =>sehr abgemagert sein
ironisch:
passen wie die Faust aufs Auge
Da blieb kein Auge trocken.
in die Röhre gucken
nicht nein sagen können
verhüllend:
ums Leben kommen sterben
Freund Hein der Tod
Tüten kleben Niedriglohnjob
Слайд 22Idiomatizität und Konnotation
B) Die kommunikative Ebene des Phrasemgebrauchs
umgangssprachlich:
über alle Berge sein weit
weg sein
leben wie Gott in Frankreich angenehm leben; das Leben genießen
offiziell:
in Amt und Würden sein einen Posten bekleiden; ein Amt innehaben
jm seine Aufwartung machen jemandem einen Höflichkeitsbesuch abstatten
feierlich, gehoben:
jn zu Grabe tragen
den bitteren Kelch bis zur Neige leeren müssen bis zum (unangenehmen) Ende
derb, vulgär
jm die Fresse polieren jemanden verprügeln
zum Kotzen sein schlimm / unerträglich sein
Слайд 23Idiomatizität und Konnotation
C) Die Funktionsbereiche des Phrasemgebrauchs
juristisch:
etw unter Beweis stellen
Medizin, Pflege:
örtliche Betäubung
wieder
auf den Beinen sein
Militär:
Gewehr bei Fuß
die fünfte Kolonne
Sport:
ein Eigentor schießen
Слайд 24Idiomatizität und Konnotation
D) Die soziale Geltung des Phrasemgebrauchs
Jugendsprache:
etw auf der Pfanne haben etwas
(Geheimes) vorhaben
einen Sprung in der Schüssel haben leicht verrückt sein
Familie:
ein Bäuerchen machen rülpsen (bei Babys)
klein machen (müssen) pinkeln
Bildungssprache:
wie ein Damoklesschwert über jm hängen
einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sein
Слайд 25Idiomatizität und Konnotation
E) Die Regionalität des Phrasemgebrauchs
berlinisch:
etw aus Daffke tun etw. aus Trotz,
ohne besonderen Grund tun
norddeutsch:
alles in Klump schlagen etwas zerstören
ostmitteldeutsch:
auf der Plauze liegen krank sein
schweizerhochdeutsch:
ein Extrazüglein fahren auf eigene Faust vorgehen
österreichisch:
sich ziehen wie ein Strudelteig sich in die Länge ziehen
Слайд 26Idiomatizität und Konnotation
F) Die Zeitgebundenheit des Phrasemgebrauchs
Archaismen:
den Bund der Ehe eingehen
in Ermangelung
eines besseren
von der Wiege bis zur Bahre das ganze Leben lang
Слайд 27Die zentralen Idiomatisierungs-strukturen des Deutschen
Partizip + sein (+ ...)
verkauft und verraten sein von
allen im Stich gelassen sein
Partizip + haben {+ ...)
etw ausgefressen haben einen Schaden anrichten
... werden
jm zu bunt werden jemandes Geduld ist zu Ende
Infinitiv + lassen (+ ...)
es auf etw ankommen lassen etwas riskieren
zum + substantivierter Infinitiv (+
zum Anbeißen (sein) jemand ist schön / reizend / sexy
Infinitiv + Modalverb
nicht bis drei zählen können dumm sein
etw ausbaden müssen für ein unangenehmes Ereignis die Folgen tragen müssen
Слайд 28Das Kriterium der Stabilität/Fixiertheit/Festigkeit
a) an morphosyntaktischen Irregularitäten
- unflektierte attributive Adjektive im Phraseologismus:
auf gut Glück – ohne Gewissheit eines Erfolges,
sich lieb Kind machen –sich bei jemandem einschmeicheln
- Voranstellen des attributiven Genitivs:
auf des Messers Schneide stehen – in einer bedrohlichen / gefährlichen Lage
des Pudels Kern – der wahre / eigentliche Sachverhalt
- Einschränkungen im Artikelgebrauch:
vor (Ø) Ort sein – am Ort des Geschehens
Слайд 29Das Kriterium der Stabilität/Fixiertheit/Festigkeit
b) an mophosyntaktischen und lexikalisch-semantischen Restriktionen
- keine prädikative Verwendung
attributiver Adjektive:
das ist kalter Kaffee ? * Der Kaffee ist kalt. (phraseologische Bedeutung verloren)
- keine Transformation des attributiven Adjektivs in einen Relativsatz: *der Kaffee, der kalt ist
- keine Pluralbildung: *Das sind kalte Kaffees
Слайд 30Die Stabilität nichtidiomatischer Konstruktionen
die Hand heben
Bericht erstatten
eine Erlaubnis einholen
keinen Aufschub dulden
Spaß machen
Слайд 31Kollokationen oder Nominationsstereotype
a) Nichtidiomatisierte Wortpaare:
Tag und Nacht rund um die Uhr
Bruder und Schwester Geschwister
b)
Sprechaktgebundene phraseologische Einheiten oder Sprechaktformeln (-klischees)
Das kann doch nicht wahr sein!
Unberufen, toi, toi, toi!
c) Sprüche:
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Слайд 32d) Formelhafte Ausdrücke aus der Welt der Massenmedien:
nach dem Fall der Mauer
Thema
Nummer eins sein
an der Tagesordnung sein
e) Stehende Epitheta
gesunder Menschenverstand
frische Luft
ein eingefleischter Junggeselle
Слайд 33f) Terminologische Benennungsstereotype
a) Nichtidiomatisierte Termini:
der Eiserne Vorhang
der wunde Punkt
der kalte Krieg
b) Idiomatisierte
Termini:
leichte Kost
eine harte Nuss
eine kalte Dusche
ernste Absichten
Слайд 343. Das Kriterium der Lexikalisierung und Reproduzierbarkeit
Die Speicherung eines Phraseologismus im mentalen
Lexikon bezeichnet man als Lexikalisierung.
Er ist als Einheit mental gespeichert und kann auch als ganzer wieder abgerufen werden. Dieses Wiederabrufen wird als Reproduzierbarkeit bezeichnet.
Слайд 35Das Schiff ist mit Mann und ? untergegangen. vollständig
Peter und Susanne halten wie
Pech und ? zusammen. unzertrennlich
Слайд 36Die innere Struktur von Phraseologismen
Слайд 37Phraseologismen mit besonderen syntaktischen Strukturen
a) Phraseologisierte Teilsätze
wissen, wo der Schuh drückt
nicht wissen,
wo einem der Kopf steht
b) Komparative Phraseologismen
Verb oder Adjektiv/Adverb + wie + Substantiv:
dumm wie Bohnenstroh
arm wie eine Kirchenmaus
schwarz wie die Nacht
aussehen wie eine gebadete Maus
schwimmen wie eine bleierne Ente
Слайд 38Verb + wie + Partizip:
sich fühlen wie gerädert
dastehen wie bestellt und nicht
abgeholt
Verb + wie + Satz:
reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist
d) Substantiv + wie:
ein Kerl wie ein Baum
c) Phraseologische Wortpaare
Слайд 39Substantive
das Wohl und Weh jemandes Schicksal
Knall und Fall plötzlich
Verben:
hegen und pflegen etwas sorgfältig behandeln
Adjektive/Adverbien:
fix und
fertig
kurz und bündig
Слайд 40Klassifikation der Phraseologismen
E. Agricola, I.I. Tschernyscheva, U. Fix, W. Fleischer,
H. Burger
Pragmatische
Klassifikation – H. Burger 1998
Referentielle Phraseologismen, die sich auf Objekte, Vorgänge oder Sachverhalte der Wirklichkeit beziehen; z. B.: Schwarzes Gold
Strukturelle Phraseologismen, die nur eine Funktion innerhalb der Sprache haben, grammatische Rela-tionen herzustellen: in Bezug auf, sowohl als auch.
Kommunikative Phraseologismen, die bestimmte Funktionen bei der Herstellung, Definition, dem Vollzug und der Beendigung kommunikativer Handlungen haben: Grüß Gott, auf Wiedersehen, meiner Meinung nach
Слайд 41Syntaktische Klassifikation
Phraseologismen, die kleiner als ein Satzglied sind (im Laufe, ohne zu)
Satzgliedwertige
Phraseologismen
ein armer Teufel – ein Bettler, ein armseliger Mensch; Haus und Hof – jmds. gesamter Besitz
3) Phraseologismen, die einem Satz oder einer noch größeren Einheit entsprechen
Da liegt der Hase im Pfeffer – hier ist die Ursache der Schwierigkeit
Слайд 42Semantische Klassifikation
1) Idiome (bzw. vollidiomatische Phraseologismen),
mit jmdm. ein Hünchen zu rupfen
haben – jmdn. wegen etwas zur Rechenschaft ziehen).
2) Teilidiome
einen Streit vom Zaun brechen – einen Streit beginnen, provozieren;
3) Nichtidiomatische Phraseologismen
die Zähne putzen, hin und her
Слайд 43Paradigmatische Relationen im Phraseolexikon
Synonyme: reizen, verärgern
jn auf die Palme bringen
der Kragen platzt
jm
jm auf die Nerven gehen
jm die Krallen zeigen
Synonyme: Verrücktheit
eine Meise haben
einen Knall haben
nicht alle Daten im Speicher haben
bei jm piept's
Слайд 44Paradigmatische Relationen im Phraseolexikon
Antonyme
mit dem Strom schwimmen=>gegen den Strom schwimmen
aber
nicht alle Tassen
im Schrank haben
*alle Tassen im Schrank haben
nicht von schlechten Eltern *von schlechten Eltern sein
hohes Tier kleiner Mann
etw auf die lange Bank schieben kurzen Prozess machen
Слайд 45Paradigmatische Relationen im Phraseolexikon
Polyseme
den Kanal voll haben
Lesart 1: einer Sache überdrüssig sein
Lesart
2: völlig erschöpft sein
Lesart 3: betrunken sein
Homonyme
in die Röhre gucken
Lesart 1: leer ausgehen, übervorteilt sein
Lesart 2: fernsehen
Слайд 47Literatur 1
Баран Я.А. Основні питання загальної та німецької фразеології. – Л., 1980.
Гаврись
В.Г., Пророченко О.П. Німецько-український фразеологічний словник, К, 1984.
Денисенко С. Н. Німецько-українсько-російський словник-довідник на основі існуючої фразеології німецької мови з перекладом прикладів на українську та російську мови.- Вінниця: Нова книга, 2005.
Burger H. Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1998.
Burger, Harald: Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. – Berlin: Schmidt, 1998
Duden, Bd. 11: Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. - Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1992