Stilistik als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin

Содержание

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Plan
1. Gegenstand und Aufgaben der Stilistik
2. Stilistik im System der Wissenschaften
3. Stilistik

Plan 1. Gegenstand und Aufgaben der Stilistik 2. Stilistik im System der
unter dem soziolinguistischen und pragmatischen Aspekt
4. Problem der Stilklassifikation
4.1 Der Stil der öffentlichen Rede
4.2 Der Stil der Wissenschaft
4.3 Der Stil der Presse und Publizistik
4.4 Der Stil der Alltagsrede
4.5 Der Stil der schönen Literatur
5. Sprach- und Stilnormen. Abweichung von der Norm als Stilmittel

Vorlesung 1. Stilistik als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin

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Stilistik ist eine linguistische Disziplin, ein Zweig der philologischen Wissenschaften.
Sie verfügt

Stilistik ist eine linguistische Disziplin, ein Zweig der philologischen Wissenschaften. Sie verfügt
über ein spezifisches Forschungsgebiet und besitzt ihre spezifischen Aufgaben.
Stilistik ist die Lehre von sämtlichen Stilen einer Nationalsprache (schriftliche und mündliche, literar- und umgangssprachliche, künstlerische und nichtkünstlerische), von ihren Beziehungen zueinander und ihrem gegenseitigen Durchdringen.

1. Stilistik als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin

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In erster Linie befasst sich die Stilistik mit den funktionalen Verwendungsweisen der

In erster Linie befasst sich die Stilistik mit den funktionalen Verwendungsweisen der
Sprache, d.h. mit der komplexen Ausdrucksgestaltung, die aus der gesellschaftlichen Spezifik der einzelnen gröβeren und kleineren Kommunikationsbereiche erwächst.
Stil ist die Art und Weise, wie bestimmte Gedanken, Gefühle und Willensäuβerungen dem Gesprächspartner dargeboten werden. E. Riesel und E. Schendels verstehen unter dem Begriff Stil “den funktionsgerechten, durch auβer- und innerlinguistische Momente bedingten Gebrauch des sprachlichen Potenzials im schriftlichen und mündlichen Gesellschaftsverkehr.” [Riesel, Schendels]

1. Stilistik als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin

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Gegenstand der Stilistik ist die Erforschung sämtlicher Stile der Nationalsprache – miteinbegriffen

Gegenstand der Stilistik ist die Erforschung sämtlicher Stile der Nationalsprache – miteinbegriffen
den Stil der schönen Literatur – unter Berücksichtigung ihrer historischen Entwicklung. Der Gegenstand der Stilistik umfasst vier große Forschungsgebiete:
1. Lehre von der Verwendung der sprachlichen Ausdrucksmittel. Hierher gehört die Untersuchung der Ausdrucksmittel, die dem mündlichen und dem schriftlichen Verkehr zur Verfügung stehen, und ihre Erklärung als Bestandteile eines einheitlichen Sprachsystems.
2. Geschichte des Stils. Hierher gehört die Untersuchung der einzelnen Stiltypen in ihrer historischen Entwicklung. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Beschreibung der einzelnen funktionalen Stile in ihrer gegenwärtigen Beschaffenheit.
3. Lehre von den Individualstilen. Hierher gehört die Untersuchung von Einzelstilen bedeutender Wissenschaftler, Publizisten, Redner u.a.m.
4. Lehre von den sprachlichen Individualstilen in der schönen Literatur – ein besonders wichtiger Zweig der Stilistik, der ein Grenzgebiet mit der Literaturwissenschaft darstellt.

1. Stilistik als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin

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Hauptaufgabe einer Stilistik ist es, in einem funktionalen Stil die Wechselbeziehungen zwischen

Hauptaufgabe einer Stilistik ist es, in einem funktionalen Stil die Wechselbeziehungen zwischen
Inhalt und Ausdrucksform zu untersuchen, d.h. die Einheit von Inhalt und Form nachzuweisen, die Ausdruckswerte der einzelnen lexikalischen, grammatischen und phonetischen Erscheinungen im konkreten Zusammenhang der jeweiligen Rede zu erfolgen.
So entstehen und verselbstständigen sich neue linguostilistische Disziplinen: stilistische Lexikologie und Phraseologie, stilistische Morphologie und Syntax, stilistische Wortbildung, Phonostilistik .
Als Forschungsmaterial des stilistischen Interessengebiets müssen schriftliche und mündliche Texte aus unterschiedlichen Lebensbereichen und Lebenssituationen herangezogen werden. Die theoretische Stilistik ist überaus eng mit der Praxis verbunden.

1. Stilistik als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin

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Etwa seit dem 19. Jahrhundert ist die deutsche Stilistik nach zwei Seiten

Etwa seit dem 19. Jahrhundert ist die deutsche Stilistik nach zwei Seiten
hin orientiert:
auf linguistische und literaturwissenschaftliche Interessen.
Diese doppelte Einstellung kommt noch heute in der Frage zum Vorschein: Stilistik − Zweig der Sprach- oder Literaturwissenschaft?
In der zeitgenössischen Fachprosa findet sich immer wieder die Ansicht, es gebe zwei Arten der Stilistik:

2. Stilistik im System der Wissenschaften

die Linguostilistik,
die der Sprachwissenschaft angehört

die literarische Stilistik,
die in den Bereich der Literaturwissenschaft gehören soll.

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E. Riesel und E. Schendels sehen in der Stilistik einen Wissenszweig, “der

E. Riesel und E. Schendels sehen in der Stilistik einen Wissenszweig, “der
sich gerade in der jüngsten Zeit zu einer Spezialdisziplin herausgebildet hat, gleichberechtigt mit den traditionell anerkannten Vertretern der Philologie − der Linguistik und der Literaturwissenschaft.”
Die Stilistik ist eine besondere Wissenschaft. Die drei philologischen Disziplinen bilden zusammen die Wissenschaft von der Sprache und müssen gemeinsam in organischem Zusammenwirken den Urquell, von dem sie alle gespeist werden, erforschen. Dies geschieht aber mit verschiedenen Zieleinstellungen: Die Linguistik untersucht den gesamten Sprachbau als System; die Literaturwissenschaft interessiert sich vor allem für die Sprache als Kunst, da sie das “Grundmaterial” (Gorki) der schönen Literatur ist. Der Stilistik (Linguostilistik) obliegt es, die Verwendungsweisen der Sprache in sämtlichen funktionalen Ausdruckssystemen unter dem paradigmatischen Aspekt zu ergründen sowie unter dem syntagmatischen Aspekt in allen möglichen schriftlichen und mündlichen Textsorten (mit Einschluss der literarisch-künstlerischen Sphäre). Die Stilistik nimmt heute das breite und gewichtige Mittelfeld im System der philologischen Wissenschaften ein.

2. Stilistik im System der Wissenschaften

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An die Grundsatzfragen der Stilistik kann man
aus mikro- und makrostilistischer Sicht

An die Grundsatzfragen der Stilistik kann man aus mikro- und makrostilistischer Sicht
herangehen.
Die Mikrostilistik befasst sich mit der stilistischen Charakteristik sprachlicher Grundeinheiten und unterschiedlichen Stilfiguren sowie mit ihren Verwendungsmöglichkeiten im Kleinkontext.
Aufgabe der Mikrostilistik ist es also, die stilistische Leistung der sprachlichen Einheiten aller Ebenen zu erkennen und zu systematisieren.
Zur funktionalen Mikrostilistik rechnen E. Riesel und E. Schendels den stilistischen Aspekt der Linguistik; es sind die jungen linguostilistischen Disziplinen stilistische Lexikologie und Phraseologie, stilistische Morphologie und Syntax, stilistische Wortbildung, Phonostilistik. [Riesel, Schendels: 12]

2. Stilistik im System der Wissenschaften

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Aufgabe der Makrostilistik ist die Erforschung des Stils als Komplexerscheinung und Organisationsprinzip

Aufgabe der Makrostilistik ist die Erforschung des Stils als Komplexerscheinung und Organisationsprinzip
von Ganzheitsstrukturen. Dazu gehören: 1) die Funktionalstilistik als Beschreibung der einzelnen Stil- und Substilsysteme des Gesellschaftsverkehrs unter dem paradigmatischen Aspekt in verschiedenen kommunikativen Bereichen;
2) die funktionale Textstilistik, d.h. die Interpretation inhaltlich und formal abgeschlossener Texte aus sämtlichen Sphären der Kommunikation unter dem syntagmatischen Aspekt. Die sog. literarische Stilistik befasst sich mit sprachkünstlerischen Effekten, wie etwa Gestaltung der Sprachporträts als Bestandteil der literarischen Porträts, oder mit der unterschiedlichen Darstellungmöglichkeiten fremder Rede (direkte Rede, indirekte Rede, erlebte Rede, innerer Monolog) beim Schaffen der Erzählperspektive.

2. Stilistik im System der Wissenschaften

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Die Stilistik führt auch zur vergleichenden Stillehre.
Dabei zieht sie neue Problemkreise

Die Stilistik führt auch zur vergleichenden Stillehre. Dabei zieht sie neue Problemkreise
heran − die Gegenüberstellung von funktionalen Stilen und einzelnen Ausdrucksmitteln verschiedener Nationalsprachen (deutsch, russisch, englisch u.a.m.). Im engsten Zusammenhang mit der vergleichenden Stiltheorie steht die Theorie der Übersetzung sowohl literarisch-künstlerischer Texte als auch unterschiedlicher Dokumentationen aus sämtlichen funktionalen Sphären.
Das weite Feld der Stilistik, deren Hauptaufgaben im vorangehenden umgerissen sind, kann gewiss in einem kurzen Abriss der Stilistik nicht ausführlich behandelt werden.

2. Stilistik im System der Wissenschaften

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E. Riesel und E. Schendels definieren die Stilistik aus zweifacher Sicht:
1. Unter

E. Riesel und E. Schendels definieren die Stilistik aus zweifacher Sicht: 1.
dem soziolinguistischen Aspekt.
Stilistik ist die Wissenschaft von der Verwendungsweise und Ausdrucksgestaltung der Sprache in verschiedenen Kommunikationsbereichen und Kommunikationssituationen in unterschiedlichen Kommunikationsakten. [Riesel, Schendels: 5]

3. Stilistik unter dem soziolinguistischen und pragmatischen Aspekt

1. Unter dem soziolinguistischen Aspekt

2. Unter dem pragmatischen Aspekt

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Wenn die Soziolinguistik das Wechselverhältnis zwischen Gesellschaft und Sprache untersucht, so deckt

Wenn die Soziolinguistik das Wechselverhältnis zwischen Gesellschaft und Sprache untersucht, so deckt
die Stilistik die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Stil auf.
Die Aufgabe der soziolinguistisch eingestellten Stilistik ist sowohl die Gesetzmäβigkeiten im Sprachgebrauch ganzer gesellschaftlicher Gruppen (Soziolekte) als auch ihrer einzelnen Teilhаber (Idiolekte) zu ergünden. Die stilkundliche Forschung dehnt sich auf alle Gebiete der Sprache aus und untersucht, inwieweit auβerlinguistische Faktoren (Kommunikationsbereich der Aussage, Mitteilungsfunktion; soziale, berufliche, nationale und territoriale Zugehörigkeit der Kommunikationspartner, ihr Bildungsgrad, ihr Alter, ihr Leben in der Stadt oder Land u.a.m.) die Redeweise beeinflussen.

3. Stilistik unter dem soziolinguistischen und pragmatischen Aspekt

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